Starke und ehrgeizige Bilder

23.11.2020
4/2020

Es ist nicht das erste Mal, dass die Schweiz – wie die Welt – eine Revolution erlebt. Aus den Umwälzungen der letzten zwei Jahrhunderte sind wir zwar als Gewinner hervorgegangen, die Prozesse gingen jedoch keineswegs ohne Probleme vonstatten.

Heute stehen wir mit dem Aufkommen von Dingen wie künstlicher Intelligenz, Blockchain, der Cloud oder Erweiterter Realität vor der nächsten grossen Umwälzung, die turbulent zu werden verspricht. Doch Technologien sind nicht das Einzige, was diese Revolution auszeichnet:

  • Die Konvergenz, die Interaktion und neue Schnittstellen unter ihnen führen zur Verstärkung der Effekte und werden zum Ausgangspunkt zahlloser weiterer Innovationen.
  • Die Komplexität übersteigt unser Vermögen, die Gesamtheit all dieser Interaktionen in ihrer Unentwirrbarkeit zu erfassen.
  • Die Exponentialität steigert das Tempo der technologischen Entwicklung und bringt eine erhebliche Zeitverdichtung mit sich.

Da ist auch das Gefühl der Dringlichkeit und der Angst angesichts dieser Flut von Veränderungen, das schliesslich Überhand gewinnt. Und das, nachdem es lange von der kognitiven Verzerrung kaschiert worden ist, mit der wir typischerweise die kurzfristigen Auswirkungen von Technologien über- und die langfristigen unterschätzen. Arbeitgeber wie Arbeitnehmer fühlen sich immer hilfloser, was ihre eigene und die Zukunft der Arbeit anbelangt. Das Gefühl der Ohnmacht wächst, und mit ihm das Tempo, in dem Kompetenzen veralten …

Während bestimmte ökologische und soziale Entwicklungen wie die Klimaerwärmung und die Alterung der Bevölkerung unausweichlich sind und zweifelsohne die Zukunft unseres Landes und der Arbeit prägen werden, so sind Träume, Kreativität und Wille Kräfte von unschätzbarem Wert, die wir kanalisieren können und müssen.

Die Schweizer gestalten die Gegenwart ihres Landes bei jeder Abstimmung nach ihren Wünschen. Unser demokratisches System ist etwas Besonderes. Es mag etwas träge sein in diesem Zeitalter der Exponentialität, doch es hat uns ermöglicht, ein solides Fundament zu bauen, auf das wir stolz sind.

Es ist jetzt an der Zeit, das Konzept der Ko-Kreation auf die Zukunft anzuwenden und verstärkt das zu entwickeln, was man «Zukunftsbildung» nennt. Schaffen wir, unter Einbezug der unvermeidlichen Entwicklungen, gemeinsam starke und ehrgeizige Bilder für unser Land, unsere Industrien und unsere Berufe; damit das Bildungswesen vorausplanen und die nächste Generation darauf vorbereiten kann, Brücken zu bauen zu diesen Zukunftsvisionen, in denen die Schweiz ein Land der Chancen und des Wohlstands ist und bleibt.

Die Zukunft liegt in unseren Händen.

Isabelle Chappuis
Executive Director
Futures Lab, HEC Lausanne, UNIL