Inspiration ⇨

28.04.2020
1/2020

Was im Internet Standard ist, hat sich in der realen Milizkultur des Alltags noch nicht etabliert: der Anspruch auf «Partizipation». Wie er im Bereich der Freiwilligenarbeit umgesetzt werden kann, zeigt eine Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts.

Die Helfer wollen mitdenken

Vordefinierte Aufgaben erledigen war gestern: Die «neuen Freiwilligen» wollen mitreden. Als «Partizipierende» sind sie Teil einer Kooperation, in der nicht mehr zwischen Hilfeleistenden und -empfängern unterschieden wird. Vielmehr werden alle zum Teil eines Projekts, in dem gemeinsam Probleme angegangen, Freiräume genutzt und Ziele diskutiert werden. Dieses Bild der neuen Freiwilligen zeichnet das GDI aufgrund zweier Umfragen, welche unentgeltliches Engagement und weitere zivilgesellschaftliche Aktivitäten europaweit untersucht haben. 

Im Kern der neuen Anforderungen steckt der Wunsch nach Sinnhaftigkeit. Diese ist dort vorhanden, wo eigene Potenziale erkundet und gezielt eingesetzt werden können. Eine konstruktive Fehlerkultur lässt die Freiwilligen zusätzlich aktiv werden: Hier ist der Staat gefordert, das Vertrauen in die Zivilgesellschaft zu stärken. 

Sinnstiftend wirkt ferner, das Individuum in eine Gemeinschaft einzubinden. Zeitlich befristete Projekte sind nötig, um die steigende Individualisierung in der Gesellschaft abzubilden und dem Bedürfnis nach Flexibilität Raum zu geben. Und nicht zuletzt sollten Anbieter von Freiwilligenarbeit daran denken, den Mitwirkenden die Definition der Ziele teilweise zu überlassen: Nur wer das Gefühl hat, «etwas bewirken» zu können, wird auf lange Sicht eine Sinnhaftigkeit in einer Tätigkeit feststellen. 

«Die neuen Freiwilligen», 2018, Gottlieb Duttweiler Institut | Die Studie wurde im Auftrag von Migros Kulturprozent verfasst. Als wichtige Datenlieferanten ihrer Analysen fungierten die «European Quality of Life Survey» sowie die «European Values Study». www.gdi.ch/de/publikationen/studien-buecher