Ein physischer Ort für Bitcoin und Co

02.12.2021
4/2021

Rino Borini hat mitten im Lockdown in Zürich einen Laden für Kryptowährungen eröffnet. Ein Ort der Zukunft, wo nicht nur Coins erworben werden können, sondern vor allem viel Information zur Verfügung steht. 

     

Als am 15. März 2020 das Leben in der Schweiz heruntergefahren wurde, waren Rino Borini und sein Geschäftspartner Patrick Widmer gerade mal drei Monate in ihren neuen Büros an der hippen Zürcher Langstrasse. Ihre Geschäftsidee, eine Art Tech-Community aufzubauen, lag von einer Minute auf die andere auf Eis. Beim Bier kam Finanzfachmann Borini eine neue Idee: Warum nicht einen Bitcoin-ATM, also einen Geldautomaten für Kryptowährungen, anschaffen? Dazu passend könnte man Beratung und Workshops zum Thema Kryptowährungen anbieten.

     

Auch in der digitalen Ära wollen viele mit Menschen reden, sich austauschen und beraten lassen. 

     

Der Name des Shops war schnell gefunden: House of Satoshi, frei nach dem Pseudonym des Bitcoin-Erfinders Satoshi Nakamoto. Ein analoger Laden und Kryptowährungen – kein Widerspruch für Rino Borini: «Auch in unserer digitalen Ära möchten viele mit einem Menschen reden, um Erfahrungen auszutauschen oder Hilfe im Umgang mit dem Thema zu erhalten.» Borini selbst machte Karriere in der Bankenwelt und gründete 2007 die Firma Scarossa mit dem Fokus auf die digitale Transformation in der Finanzindustrie.

     

Fast wie in einem Dorf: Ich möchte nirgendwo sonst sein.

     

Das House of Satoshi, das zunächst bewusst als Pop-up-Store startete, lief gut an, als die Läden wieder offen waren. Eine gute Suchmaschinenoptimierung half, die Zielgruppe zu erreichen. Im cool eingerichteten Raum mit dem schlichten Holztisch gibt es auch handfeste Produkte zu kaufen: Fachbücher zum Thema, eine Art Bitcoin-Monopoly namens Token Economy oder Hardware Wallets, um das Kryptovermögen zu schützen und zu verwalten. Die ersten 15 Minuten Beratung sind noch gratis, danach bezahlen die Ratsuchenden eine kleine Gebühr. Mit Learn-and-Rave-Anlässen bietet das House of Satoshi auch neue Lernformen an: Zuerst gibt es zwei Stunden lang Wissensvermittlung zu Kryptowährungen, dann folgt die Party mit Drinks und DJs bis früh in die Morgenstunden.

Rino Borini persönlich fasziniert am Thema Kryptowährungen, dass es «ein junges Pflänzchen ist, dem man beim Wachsen zusehen kann.» Der junggebliebene Digitalisierungs-Crack wurde vor einem Jahr von der «Bilanz» zu einem der Digital Shapers 2020 der Schweiz gekürt. Er ist überzeugt, dass Kryptowährungen eine echte Alternative zu unserem Geldsystem sind und die Demokratisierung der Finanzindustrie fördern. Das niederschwellige Angebot mitten an der Zürcher Ausgehmeile spricht gemäss Rino Borini ganz unterschiedliche Kunden an: von jung bis alt, von arm bis reich, vermögende Privatleute oder Gastarbeiter, die Geld nach Hause schicken wollen. Borini selbst ist «megahappy» mit dem Standort an dieser Ecke von Zürich mit den Bars und Restaurants. «Hier ist es fast wie in einem Dorf: Die Leute kennen sich und helfen einander aus. Ich möchte nirgendwo sonst sein.»